Beschichtung von Flugmodellen mittels Glas-

seide und Epoxydharz

 

Des Öfteren wurde ich gefragt, wie es mit der leichten Beschichtung von Flugmodellen von statten geht. Daher werde ich dieses Verfahren an der Tragfläche meiner Lawotschkin demonstrieren.

Um eines erst einmal vorweg zu nehmen, dieses ist mein bevorzugtes Verfahren. Ich will damit keinen Anspruch geltend machen, dass dieses die einzig wahre Methode ist. Wer andere (bessere) Erfahrungen gesammelt hat, der sollte auch dabei bleiben.

 

1. Vorbereitung: Weil die Verarbeitungszeit des Harzes sehr kurz ist, sollten im Vorhinein alle benötigten Materialien griffbereit zurechtgestellt werden. Auch ist es sehr hilfreich, wenn die Raumtemperatur nicht allzu hoch ist, weil sich dadurch die Verarbeitungszeit extrem verkürzt. Eine ausreichende Belüftung ist zwingend erforderlich. Des Weiteren sollte der Arbeitsbereich gründlich gereinigt werden, da sich Einschlüsse von Staubkörnern usw. später nur sehr schwer entfernen lassen.

 

Arbeitsmittel: Digitalwaage, großflächiges Gefäß für das Harzgemisch, Haushaltshandschuhe, Pinsel, Schaumstoffwalze, Papierküchentücher, eine scharfe Schere, Balsamesser oder Skalpell mit neuer Klinge

(Bild)

 

2. Materialvorbehandlung: Als Erstes muß die zu behandelnde Fläche eventuell gespachtelt und mit Porenfüller (z.B. Clou Einlaßgrund) ca. 3 mal behandelt werden. Dieses ist notwendig, damit sich das Holz nicht so stark mit Harz vollsaugt. Wenn man mit Molto Leichtspachtel arbeitet, sollte die Spachtelmasse erst nach dem 1. Anstrich (ohne vorher anzuschleifen) aufgetragen werden, das sich sonst das Balsa verziehen und Dellen werfen kann. Zwischen jedem neuen Auftragen ist mit 280er Schleifpapier zu schleifen (Bild).

Das zu verwendende Gewebe (49 g/m²) ist auf die zu behandelnde Fläche zu legen und mit ausreichend Übermaß zuzuschneiden (Bild) und anschließend wieder griffbereit wegzulegen. Als letztes sollte die Fläche noch einmal gründlich gereinigt werden.

 

3. Anrühren des Harzgemischen und Einstreichen der Fläche: Zuerst muß das Harzgemisch angerührt werden. Dazu verwende ich bei größeren Mengen eine Digitalwaage aus dem Haushaltsbereich, oder bei kleineren Mengen Betankungsspritzen (Graupner).

Im vorliegenden Fall habe ich eine Menge von 30g Harz/Härter angemischt und mit 10% Brennspiritus verdünnt.

Normalerweise wäre eine Menge von ca. 15g ausreichend gewesen, aber ich habe im gleichen Atemzug noch

andere Teile laminiert. Zum Anfang sollte man sich aber nur auf ein Teil beschränken, bis man (so wie ich) genügend Übung im Laminieren hat.

Nun erfolgt das Einstreichen der unteren Flächenhälfte und der Nasenleiste (Bild) mittels Pinsel. Für den Anfang ist es wahrscheinlich besser, einen Pinsel mit schwarzen Borsten zu nehmen, da diese besser zu sehen sind wenn sie sich aus dem Pinsel herauslösen (passiert ziemlich häufig).

Nachdem nun die Fläche dünn mit dem Pinsel eingestrichen wurde, wird mit der Schaumstoffwalze solange gewalzt, bis überall ein gleichmäßiger Auftrag vorhanden ist.

 

4. Glasgewebe auflegen: Der nun wahrscheinlich schwierigste Teil unseres Unterfangen stellt das Aufbringen des Glasgewebes, auf die zuvor behandelte Fläche, dar. Am Besten ist es, wenn einem am Anfang ein Helfer zur Verfügung steht. Beginnend mit dem Randbogen wird das Gewebe, unter Hinzunahme der Schaumstoffwalze, mittig zum anderen Ende der Tragfläche unter leichtem Druck aufgelegt. Wenn dies soweit faltenfrei erfolgt ist, wird von der Mitte aus zu den Rändern der Tragfläche gewalzt. Mitunter sind mehrere Anläufe notwendig, bis alles faltenfrei auf der Fläche aufliegt (Bild).

Nachdem die erste Hürde genommen ist, kann das Gewebe wieder dem Umrissen der Fläche entsprechend zugeschnitten werden (Bild). Da die Endleiste der Tragfläche wegen der Scharfen Kante nicht umgeschlagen wird, reicht ein Überstand von ca. 1 cm völlig aus. Im Bereich der Nasenleiste muß genug Material überstehen bleiben, da es dort umgelegt wird.

 

5. Nasenleiste: Um eine hohe Stabilität der Nasenleiste und einen sauberen Übergang zu gewährleisten, wird die Nasenleiste bis auf die andere Tragflächenhälfte umgelegt (Bild). Dazu einfach die Tragfläche an der Endleiste abstützen und Stück für Stück das Gewebe mit der Schaumstoffwalze anpressen. In diesem Bereich ist besonders auf  Lufteinschlüsse zu achten. Da das Gewebe vorher mit der Schere nur grob zurechtgeschnitten wurde, muß es noch mit dem Balsamesser oder dem Skalpell getrimmt werden (Bild). Wichtig dabei ist, dass das Gewebe, dort wo es abgeschnitten werden soll, genügend mit Harz getränkt wurde. Auch sollte beim Schnitt nicht zu kräftig aufgedrückt werden, da sonst die Beplankung durchgeschnitten wird.

 

6. Fertigstellung: Zur Fertigstellung ist nur soviel zu sagen, dass mit der Schaumstoffwalze so lange gewalzt wird, bis das Gewebe vollständig getränkt ist und Seidenmatt schimmert (Bild). Dort wo das Gewebe noch etwas weißlich schimmert, muß mit dem Pinsel etwas Harz aufgebracht werden. Sollte doch einmal zu viel Harz verwendet worden sein, so können diese "Harzseen" durch Auflage von Küchenpapier gut entfernt werden.

Abschließend sollte alles noch einmal auf Lufteinschlüsse und eventuell mit eingearbeitete Pinselhaare (können durch einschneiden mit dem Balsamesser wieder entfernt werden) überprüft werden.

 

7. Beschleifen: Nach einer Trocknungszeit von etwa 24h können die Überstände und die Überlappung beschliffen werden. Der Überstand wird einfach mit 280er Schleifpapier abgeschliffen, indem man das Schleifpapier im Winkel von ca. 45° gegen die Kante hält (Bild).

Die Kante der Überlappung wird mit einem Schleifbrett vorsichtig geschwächt ( Bild) und anschließend mit 280er Schleifpapier solange geschliffen, bis ein fließender Übergang zur Beplankung entsteht. Aber vorsichtig Schleifen, da das Material der Beplankung natürlich weicher ist als das Laminat. Das Endresultat sieht jetzt so aus (Bild).

Beim Laminieren der anderen Flächenhälfte ist auf die gleiche Weise zu verfahren.

 

8. Endfinish: Fehlerhafte Stellen, wo keine richtige Bindung des Gewebes mit der Beplankung erfolgte, können mit dünnflüssigem Sekundenkleber ausgebessert werden. An den Stellen wo sich dass Laminat überlappt hat (im Bereich der Nasenleiste) oder wo kleine Dellen zu sehen sind, wird mit Harzgemisch und Microballons, die dem Harzgemisch zugefügt werden, gespachtelt. Die Konsistenz sollte sehr zäh sein, damit es sich besser schleifen lässt und das Gewicht nicht zu sehr zu Buche schlägt.

Da die Fläche noch sehr porig ist, muss geschliffen und als letztes noch gefüllert werden. Nach einigem "Herumexperimentieren" habe ich für mich folgende Lösung gefunden: In einem Gefäß (Senfbecher o.ä.), welches verschlossen werden kann, wird eine zähflüssige Masse aus wasserlöslichen Parkettlack und Microballons angerührt und zur besseren Sichtbarkeit eingefärbt (z.B. blau oder grau). Die Masse wird mit einem Pinsel oder einem Spachtel auf die Fläche aufgebracht und sollte 24h aushärten (Bild). Nach dem Aushärten wird mit 280er Naßschleifpapier geschliffen. Da aber noch nicht alle Poren gefüllt sind, wird die zuvor angerührte Masse noch etwas verdünnt und wie oben beschrieben aufgetragen. Nach der Aushärtung wird dann mit 280er Schleifpapier vorgeschliffen und anschließend mit 400er Schleifpapier nachgeschliffen. Wenn man keinen Fehler gemacht hat, ist die Fläche zum Lackieren (Airbrush) bereit.

 

Anmerkung: Da sich beim einseitigen Laminieren das Material verziehen kann, gerade bei kleineren Bauteilen, sollten beide Seiten in einem Arbeitsgang laminiert werden (Bild). Nach dem Laminieren sollte die Fläche ca. 1 Woche erst einmal richtig "Ausdampfen", bevor man mit dem nächsten Arbeitsgang beginnt. Das gleiche gilt natürlich auch für den Fülleranstrich.

 

So, nun viel Spaß beim Experimentieren